Wer für sich selber, auch ohne astrologische Vorkenntnisse, eine zusätzliche intuitive Deutungsmöglichkeit für das eigene Horoskop sucht, könnte sie vielleicht in den Sabischen Symbolen finden, eine spezielle Form der Gradastrologie. Benötigt werden nur die Gradzahlen der Planeten- und Häuserstände im Horoskop sowie das Buch von Dane Rudhyar „Astrologischer Tierkreis und Bewusstsein”.
Die Tierkreisgrade sind die Basis für jedes Horoskop und bereichern die Deutung um eine tiefere Dimension. Die 360 sabischen Symbole, die hellsehend wahrgenommen wurden, sind kurze bildhafte Sätze, welche jeweils einem der Tierkreisgrade zugeordnet sind. Zu verstehen sind sie wie die Symbolqualität der Tierkreiszeichen: Wie jedes Zeichen seine besondere Qualität hat, so hat auch jeder einzelne Grad seine symbolische Bedeutung. Manchmal können sie das i-Tüpfelchen sein, welches die Deutung abrundet und etwas Zusätzliches, Unerwartetes hinzufügt.
Die Botschaft, die wir auf diesem Wege erfahren, kann nicht intellektuell aufgenommen werden, denn es geht nicht um etwas Konkretes. Die Sabischen Symbole sagen nicht aus, was ein Mensch ist, sondern, was ein Mensch sein könnte. Um hinter die offensichtlichen Fakten zu blicken und ihre eigentliche, wesentliche Bedeutung zu finden, brauchen wir unsere Intuition. Es ist ein wenig wie „Helldenken”. Manchmal braucht es Geduld, denn die persönliche Interpretation wird sich langsam herauskristallisieren. Die Bilder der Sabischen Symbole wirken lange nach. Traumarbeit, Meditation, kreative Prozesse wie Malen, Schreiben und freies Assoziieren sind unterstützend und öffnen den Blick für eine andere Ebene. In vielen Fällen sind die Sabischen Symbole ein Hinweis auf eine Qualität, die noch nicht im Bewusstsein ist und somit auch nicht gelebt wird. Die Sabischen Symbole dienen einer tieferen Selbsterkenntnis und Bewusstwerdung. Sie sind auf einer sehr feinen Ebene hilfreich, den persönlichen kosmischen Lebensplan zu erkennen.
Zum besseren Verständnis wähle ich ein Beispiel von dem Sabischen Symbol auf 10°03’27” Grad Fische:
Ein Flieger verfolgt seinen Kurs und fliegt durch Wolken, die die Sicht nach unten verhüllen.
Die Entschlüsselung durch Dane Rudhyar lautet: Die Fähigkeit des Menschen, Kräfte zu entwickeln, die ihm durch die Überschreitung natürlicher Grenzen gestatten, in mental-spirituellen Bereichen aktiv zu werden.
Für dieses Beispiel wende ich die Sabischen Symbole auf die kardinalen Eckpunkte im Horoskop an, den sogenannten Achsen: Aszendent, Deszendent, Imum Coeli, Medium Coeli. Wenn wir die Bilder der Symbole auf uns wirken lassen, entsteht ein tieferes Verständnis und das Wissen um die Einzigartigkeit jeder Seele. Natürlich können die Sabischen Symbole auch für jeden Planeten, alle sensitiven Punkte sowie den Glückspunkt bestimmt werden.
Die Idee für die Sabischen Symbole stammt von dem Amerikaner Marc Edmund Jones (1888-1980), einer der bedeutendsten Astrologen des Zwanzigsten Jahrhunderts. Jones wurde über den walisisch-amerikanischen Hellseher und Astrologen John Thomas, (1826-1908) auch genannt Charubel, auf die astrologischen Grade aufmerksam. Thomas nutzte die Grade zur Geburtszeitkorrektur. Sein Buch „Symbolische Tierkreisgrade”, schrieb und veröffentlichte er 1998 im Alter von 72 Jahren. Doch für Jones waren sie zu moralisierend und ähnelten sich in der Sinnhaftigkeit ihrer Bedeutung zu sehr. Seit ihrem dritten Lebensjahr war Elsie Wheeler (1887-1938) durch eine rheumatische Arthritis an den Rollstuhl gefesselt. Bei ihrer Arbeit als Hellseh-Medium besaß sie die besondere Fähigkeit, Symbole zu sehen. Eine Gabe, die es ihr ermöglichte, ihren Klienten zu helfen. Dabei interessierte sie sich wenig für weltliche Fragen nach Liebe, Geld und Gesundheit. Ihr lag mehr am Herzen „etwas von bleibendem Wert zu tun“. Sie wurde astrologische Schülerin von Jones, und so entwickelte er die Idee die Tierkreisgrade, welche später zu den Sabischen Symbolen wurden, mit ihrer Hilfe zu channeln. Jones vermutete, dass die Bilder von einem chaldäischen Astrologen auf geistigem Wege übermittelt wurden. Daher wählte er den Namen „sabisch“, der bis in die Zeit der Sumerer zurückverfolgt werden kann. Die Sumerer spielten für Jones eine besondere Rolle, denn er verstand sie als Nachfahren einer der „fünf Wurzelrassen von Atlantis” und damit als Träger eines uralten Wissens. Elsie Wheeler übersetzte während der Sitzung die Bilder in die 1920er Jahre. Die Sitzung fand im Jahre 1925 in einem Auto statt, das genaue Datum der Sitzung ist unbekannt. Jones parkte das Auto an einer Stelle im Balboa Park in San Diego. Es war ein Ort, wo er einerseits keinerlei Störungen vermutete, andererseit befand sich der Park nicht weit von einer verkehrsreichen Straßenkreuzung entfernt. Vielleicht erhoffte er sich mit dem ausgewählten Standpunkt eine Verbindung von Himmel und Erde? Elsie Wheeler channelte alle 360 Bilder an einem einzigen Tag. Dabei handelt es sich sowohl um abstrakte Bilder, als auch um konkrete alltägliche Situationen. Erst durch die Überarbeitung und Systematisierung durch den Astrologen Dane Rudhyar, erlangten die Symboldeutungen der einzelnen Grade der Tierkreiszeichen einen größeren Bekanntheitsgrad. Er fügte Jones Ansatz eine zusätzliche Deutung hinzu, basierend auf der Jungschen Psychologie und erweiterte die Bilder mit einer zusätzlichen Erläuterung. Er formulierte außerdem einen neuen zyklischen Zusammenhang: Nicht nur die Einheiten der zwölf Tierkreiszeichen, sondern auch alle 15 Grade bilden eine geschlossene Einheit, die er unter ein gemeinsames Thema stellt. „Alle Wörter sind Symbole. Sie begegnen dem menschlichen Grundbedürfnis nach Kommunikation. Die 360 sabischen Symbole sind Worte in einer weiten, kosmischen Dichtung, deren Bedeutung die oft banalen Bilder, die hellsehend wahrgenomen wurden, übersteigt. (…) Symbole vereinen die individuellen Erlebnisse einer sehr großen Zahl von Menschen. Sie holen Gegebenheiten aus dem Bereich des Zufälligen, des Beispiellosen, Niedagewesenen, des Einzigartigen und Unverständlichen in den Bereich des Universellen.” An dieser Stelle möchte ich auch noch auf die „Gruppenschicksalspunkte” von Wolfgang Döbereiner sowie die „Kritischen Grade” von Michael Roscher hinweisen. Döbereiner und Roscher verwenden nur bestimmte Grade, sind jedoch in ihrer Aussage viel konkreter. ›››Für diejenigen, die sich für eine Interpretation des Horoskops interessieren, eignet sich die Deutung des Persönlichkeits-Horoskops.
Die Geschichte der Sabischen Symbole
Mit Hilfe des Mediums Elsie Wheeler erhielt Jones eine neue, für ihn stimmige Übermittlung der Sabischen Symbole. Jones gab Elsie Wheeler 360 weiße leere Karten, bei denen auf der Rückseite die jeweilige Gradzahl, als kleine Nummer, vermerkt war. Die Karten waren ca. 8 x 13 cm groß und in vier Gruppen zu je 90 Karten eingeteilt, entsprechend der Quadranten des Tierkreises. Elsie Wheeler beschrieb die Bilder, die zu jeder Gradzahl vor ihrem inneren Auge auftauchte.Die Übermittlung der Sabischen Symbole durch das Medium Elsie Wheeler
Die Übermittlung der Sabischen Symbole
Wenn man davon ausgeht, dass die Symbole in ungefähr acht Stunden empfangen wurden, bedeutet es, dass alle 80 Sekunden ein Bild übermittelt wurde! Erstaunlich bei diesem Tempo ist, dass die Serie von Symbolen eine deutliche und sehr komplexe Struktur aufweist. Etwas Widersprüchliches fällt auf: hier trifft Zufall auf Struktur. Im Okkulten oder Spirituellen ist dieser Dualismus nicht ungewöhnlich. Hier treffen sich die Extreme und wirken gemeinsam um das Bewusstsein zu transformieren.Die Interpretation der Sabischen Symbole durch Dane Rudhyar
Aus dem Buch von Dane Rudhyar „Astrologischer Tierkreis und Bewusstsein”, welches 1974 veröffentlicht wurde. Weitere Interpretationen der astrologischen Grade